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Die Morgenandacht Zwei Geschenke des Himmels

Richard Goritzka
Richard Goritzka

Die Morgenandacht Zwei Geschenke des Himmels

Auf einer Beerdigung hat Diakon Richard Goritzka erlebt, welche positiven Folgen es haben kann, wenn jemand in seinem geräumigen Haus zwei Flüchtlinge aufnimmt.

Bild: Katholischer Gemeindverband Bremen

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Auf einer Beerdigung hat Diakon Richard Goritzka erlebt, welche positiven Folgen es haben kann, wenn jemand in seinem geräumigen Haus zwei Flüchtlinge aufnimmt.

Neulich war ich in Hamburg bei einer Beerdigung. Mit dem Verstorbenen, er hieß Gerhard, war ich lange persönlich verbunden. Er war zwar fünfzehn Jahre älter als ich, aber trotzdem ein guter Freund. Nun war Gerhard mit 81 Jahren gestorben. Als Diakon und katholischer Seelsorger ist mir die Situation auf dem Friedhof sehr vertraut. Meine Erfahrung sagt mir, wenn zu einer Begräbnisfeier eines über Achtzigjährigen mehr als zwanzig Leute aus verschiedenen Generationen kommen, hat der oder die Verstorbene vieles richtig gemacht! – Zu Gerhards Bestattung kamen um die achtzig Leute! Junge und Alte, Kinder und Jugendliche. Und dabei: viele Menschen aus Eritrea. Warum das? Gerhard hatte doch keine Familie! Er war unverheiratet und kinderlos geblieben.

Als Gerhard nach einem anstrengenden, langen und aufreibenden Berufsleben 2016 endlich in den Ruhestand gehen konnte, fühlte er sich in seinem geräumigen Haus unwohl. Gerhard hörte von zwei jungen Leuten aus Eritrea, von Fikre und Yozief. Die beiden waren 2015 aus der politisch zerrütteten Heimat geflohen, als sie zum Militär einberufen wurden. Wie so viele ihrer Landsleute befürchteten sie dort Repressalien. Sie gelangten über die Mittelmeer-Route nach Norddeutschland. Hier kamen sie zunächst in einem Flüchtlingsheim unter und fanden Kontakt zur katholischen Kirchengemeinde ihres Ortes. Als Ihre Wohnungssuche öffentlich in der Gemeinde bekannt gemacht wurde, bot Gerhard den beiden Wohnraum in seinem Haus an.

Einige Monate später sagte er zu mir: "Die beiden sind für mich ein Geschenk des Himmels! Es ist fast so, als hätte ich im Alter ganz unerwartet zwei Enkel bekommen!" Über Fikre und Yozief lernte Gerhard im Laufe der Jahre auch andere Menschen aus der eritreischen Community kennen. Und die waren nun zu Gerhards Begräbnis gekommen. Sie bereicherten die Feier durch Lieder und Gebete in der Sprache ihrer Heimat. Eine eindrucksvolle Atmosphäre am Grab des Freundes!

Jesus sagt: "Ich war fremd und Ihr habt mich aufgenommen." In einem Lied heißt es "Der Herr wird nicht fragen: Was hast du gespart, was hast du alles besessen? Seine Frage wird lauten: Was hast du geschenkt, wen hast du geschätzt um meinetwillen?" Wohnraum anbieten, Fremde aufnehmen … Klar, so etwas geht nicht immer gut! Das kann auch Enttäuschungen und Frust mit sich bringen. Es braucht Mut und Zuversicht dafür. Aber wer sich auf Fremde einlässt, kann auch erleben, dass Überraschendes und Neues im eigenen Leben aufblüht.
So wie Gerhard.

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  • Richard Goritzka

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